Asylantragszahlen pro Jahr, Quartal und Monat
2020 wurden in den 27 EU-Mitgliedsstaaten insgesamt 471.900 Asylanträge gestellt. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Reduktion um 32 Prozent.
417.185 erstmalige Asylanträge wurden 2020 in den EU-Staaten eingebracht. Der Begriff "erstmaliger Asylantrag" bezieht sich darauf, ob eine Person im jeweiligen Staat zum ersten Mal um Schutz angesucht hat. Es kann allerdings vorkommen, dass jemand in mehreren EU- oder EFTA-Staaten einen "erstmaligen" Asylantrag gestellt hat. Daten über die Zahl der Erstanträge von Personen, die noch in keinem anderen EU-/EFTA-Staat um Asyl angesucht haben, sind nicht verfügbar.
Die absolute Zahl der Mehrfachanträge ist in den letzten Jahren relativ konstant geblieben, der Anteil an den Gesamtanträge jedoch auf 12 Prozent gestiegen. Als Mehrfachanträge gelten Anträge von Personen, die im jeweiligen Staat bereits ein Asylverfahren rechtskräftig durchlaufen haben.
Die Covid-19-Pandemie und die in diesem Zusammenhang von den Staaten erlassenen Maßnahmen (Einreisebeschränkungen, verstärkte Grenzkontrollen, eingeschränkte Arbeit von Asylbehörden) wirkten sich auch auf die Zahl der Asylanträge aus. Lag die Zahl der Erstanträge im Februar noch bei über 55.000, sank sie im April auf einen Tiefstwert von 7.980 Asylansuchen. Mit der Lockerung der Maßnahmen gegen die Pandemie stiegen die Asylantragszahlen wieder an. Die Zahl der monatlich gestellten Anträge blieb aber unter dem Niveau der Zeit vor der Pandemie.
Asylantragszahlen in einzelnen Staaten
Die meisten Erstanträge auf internationalen Schutz wurden 2020 in Deutschland, Spanien und Frankreich gestellt.
Berücksichtigt man die Bevölkerungsgröße, ist Zypern weiterhin mit Abstand das Land mit der höchsten Asylantragszahl pro 100.000 EinwohnerInnen. Auch Malta und Griechenland haben im Vergleich zur EinwohnerInnenzahl überdurchschnittlich viele AsylwerberInnen. Ungarn war der Staat mit den wenigsten Anträgen bezogen auf die Bevölkerungsgröße.
Alle Staaten verzeichneten im April und Mai 2020 nur eine sehr geringe Zahl an Asylansuchen. Während es jedoch in einigen Staaten (wie Deutschland oder Schweden) "nur" zu einer deutlichen Reduktion kam, wurden in anderen Staaten (Spanien, Frankreich, Griechenland, Italien) zeitweise kaum mehr Asylanträge registriert. Ab Juni gab es überall wieder einen Anstieg der Asylanträge, die Zahlen blieben aber meist unter jenen vom Jahresbeginn. In wenigen Staaten, z.B. Österreich oder Rumänien, war die Zahl der Asylanträge gegen Ende des Jahres höher als in der Zeit vor der Covid-Pandemie.
Herkunftsstaaten
Hauptherkunftsländer von AsylwerberInnen waren 2020 wie auch schon im Vorjahr Syrien, Afghanistan, Venezuela und Kolumbien.
Die Asylantragszahlen aus allen Hauptherkunftsstaaten gingen in den Monaten April und Mai 2020 stark zurück.
SyrerInnen bildeten 2020 in Deutschland, den Niederlanden, Schweden, Österreich und Zypern die größte Gruppe unter den Asylsuchenden. In Spanien kam ein großer Teil der Asylanträge von Menschen aus Venezuela und Kolumbien. In Frankreich, Griechenland, Belgien und Rumänien wurden die meisten Anträge von AfghanInnen gestellt. In Italien war Pakistan wichtigstes Herkunftsland, in der Schweiz Eritrea.
Deutschland war für Asylsuchende aus Syrien, Irak, Türkei, Somalia, Nigeria und Eritrea der wichtigste Zielstaat. Personen aus Venezuela oder Kolumbien suchten fast ausschließlich in Spanien um Asyl an. Staatsangehörige aus Afghanistan stellten die meisten Asylanträge in Griechenland, jene aus Pakistan in Italien und Menschen aus Bangladesch oder Guinea in Frankreich.
AsylwerberInnen nach Geschlecht und Alter
Insgesamt waren 2020 35 Prozent aller Personen, die in den EU-Staaten einen Asylantrag gestellt haben, weiblich. Den höchsten Anteil weiblicher Personen im Zeitraum seit 2008 gab es 2019 mit 37 Prozent, den geringsten 2015 mit 28.
Von den Aufnahmestaaten hatte Spanien 2020 den höchsten Anteil an weiblichen AsylwerberInnen (47%), den geringsten Slowenien (6%). Bezüglich der Herkunftsländer waren Côte d'Ivoire, Venezuela und Peru Staaten, bei denen mehr Asylanträge von weiblichen als von männlichen Personen gestellt wurden. Asylsuchende aus Bangladesch oder Pakistan hingegen waren zu 95% männlich.
Etwa drei von zehn Personen, die 2020 einen Asylantrag gestellt haben (bzw. für die ein Antrag gestellt wurde), waren minderjährig. Der Anteil von Minderjährigen an den gesamten Asylsuchenden ist in den letzten Jahren relativ konstant geblieben.
Zwischen den Staaten gibt es jedoch große Unterschiede: in Deutschland waren 54 Prozent der AsylwerberInnen unter 18 Jahre alt, in Zypern oder Malta hingegen nur 8 bzw. 7. Von den Hauptherkunftsstaaten war der Anteil von Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre bei eritreischen Staatsangehörigen am höchsten, bei jenen aus Bangladesch am geringsten.
Anmerkungen
Nach dem Brexit sind bei Eurostat für das Vereinigte Königreich für 2020 leider keine vollständigen Daten mehr verfügbar.
In den Asylstatistiken von Eurostat sind die angegebenen Werte auf Vielfache von 5 gerundet. Bei der Berechnung der Asylanträge pro Bevölkerungsgröße ergeben sich dadurch bei Staaten mit einer kleinen Bevölkerungszahl gewisse Ungenauigkeiten: bei Liechtenstein beträgt die mögliche Abweichung +/-5, bei allen anderen Staaten max. +/-1. Aus demselben Grund wurden bei der Berechnung der Alters- und Geschlechtsanteile Staaten mit weniger als 500 Asylanträgen nicht berücksichtigt.
AsylwerberInnen aus Palästina werden in einigen Staaten extra ausgewiesen, in anderen jedoch werden sie (zusammen mit AsylwerberInnen anderer Herkunft) unter Kategorien wie "staatenlos" oder "unbekannt" geführt.
Die in den Grafiken verwendeten Daten wurden am 3.5.2021 von der Eurostat-Website abgerufen.
Links zu den Datenquellen: