EU/EFTA Asyl 2024

Asylantragszahlen pro Jahr und Monat

Bei den Daten zu den Asylanträgen in der EU ist das Vereinigte Königreich – auch für die Zeit, als es noch Teil der EU war – nicht inkludiert.

Im ersten Halbjahr 2024 wurden in den 27 EU-Mitgliedsstaaten 508.185 Asylanträge gestellt, davon waren 465.755 Erstanträge. Nimmt man die vier EFTA-Staaten Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein, die bezüglich des Asylsystems eng mit den EU-Staaten verbunden sind, hinzu, waren es 525.510 Asylanträge (davon 479.460 erstmalige Anträge).

„Erstantrag“ bezieht sich darauf, ob eine Person im jeweiligen Staat zum ersten Mal um Schutz angesucht hat, ungeachtet dessen, ob sie bereits vorher in einem anderen EU-Staat einen Asylantrag eingebracht hat. Es ist zu beachten, dass es zu Doppel- oder Mehrfachzählungen kommt, wenn jemand nach Weiterreise auch in einem oder mehreren anderen Staaten einen Antrag gestellt hat.

Im Juni 2024 wurden 72.520 Erstasylanträge in den EU- und EFTA-Staaten registriert, heuer bisher die niedrigste Zahl. Die meisten Anträge gab es in diesem Jahr im Jänner mit 90.870. Der höchste Monatswert der beiden Vorjahre lag bei 118.885 erstmaligen Asylansuchen im Oktober 2023.

Der Anteil von Folgeanträgen (Anträge von Personen, die im jeweiligen Staat bereits ein Asylverfahren rechtskräftig durchlaufen haben) an den gesamten Asylanträgen lag 2024 bisher bei neun Prozent.

55.960 Asylansuchen wurden in den ersten sechs Monaten 2024 zurückgezogen.

Anmerkung: Unter die zurückgezogenen Asylanträge fallen einerseits „explizite“ Zurückziehungen (die Rücknahme erfolgte durch den/die AntragstellerIn), andererseits „stillschweigende“ Zurückziehungen (wenn das Verfahren eingestellt wurde, weil der/die AntragstellerIn nicht zu Einvernahmen erschienen ist, wesentliche Informationen nicht vorgelegt hat, den zugewiesenen Aufenthaltsort ohne Genehmigung verlassen hat oder den Meldepflichten nicht nachgekommen ist).

Asylantragszahlen in einzelnen EU- und EFTA-Staaten

Die meisten Erstanträge auf internationalen Schutz wurden im ersten Halbjahr 2024 in Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich gestellt. Auf diese vier Staaten entfielen 74 Prozent aller erstmaligen Asylanträge in den EU- und EFTA-Staaten, auf Deutschland allein 25 Prozent.

Zypern bleibt weiterhin der Staat mit der höchsten Asylantragszahl pro 100.000 EinwohnerInnen von allen EU- und EFTA-Staaten. An zweiter und dritter Stelle bei den Anträgen nach Bevölkerungsgröße lagen Island und Griechenland.

Die Zahl der in Deutschland registrierten monatlichen Erstasylanträge ist seit November 2023 von 36.500 auf 16.775 im Juni 2024 gesunken.

Die größte Zahl an zurückgezogenen Schutzansuchen, weil die AsylwerberInnen nicht mehr auffindbar waren bzw. weitergereist sind, hatten 2024 bis Ende Juni Griechenland, Deutschland und Italien aufzuweisen.

Anmerkung: Eine „stillschweigende“ Zurückziehung des Asylantrags liegt vor, wenn das Verfahren eingestellt wurde, weil der/die AntragstellerIn nicht zu Einvernahmen erschienen ist, wesentliche Informationen nicht vorgelegt hat, den zugewiesenen Aufenthaltsort ohne Genehmigung verlassen hat oder den Meldepflichten nicht nachgekommen ist (vgl. Verfahrensrichtlinie, Art. 28).

In Deutschland waren Ende Juni 2024 rund 363.000 Schutzanträge noch nicht endgültig entschieden. Andere Staaten mit mehr als 100.000 anhängigen Verfahren waren Spanien, Italien und Frankreich. In allen EU- und EFTA-Staaten zusammen gab es 1,21 Millionen offene Asylverfahren, das waren etwa 39.000 mehr als am Jahresende 2023.

Herkunftsstaaten

AsylwerberInnen aus Palästina werden in einigen Staaten extra ausgewiesen, in anderen jedoch werden sie (zusammen mit AsylwerberInnen anderer Herkunft) unter Kategorien wie „staatenlos“ oder „unbekannt“ geführt.

2024 wurden bis Ende Juni die meisten Asylanträge von Schutzsuchenden aus Syrien, Afghanistan und Venezuela gestellt.

46 Prozent der AsylwerberInnen stammten aus asiatischen Staaten (inklusive der Türkei), 26 aus afrikanischen, 20 aus amerikanischen und 6 aus europäischen Herkunftsstaaten (rechnet man die Türkei zu Europa, ist der Anteil von Asien 41 Prozent, jener von Europa 12).

Unter den 10 wichtigsten Herkunftsländern von AsylwerberInnen in den EU- und EFTA-Staaten ist 2024 erstmals Peru zu finden.

Die Antragszahlen von SyrerInnen und TürkInnen waren 2024 deutlich geringer als in der zweiten Jahreshälfte 2023.

SyrerInnen bildeten 2024 bisher in Deutschland, den Niederlanden, Österreich und Zypern die größte Gruppe unter den Asylsuchenden. In Spanien war der Herkunftsstaat mit der höchsten Asylantragszahl Venezuela, in Italien Bangladesch, in Frankreich und Polen die Ukraine, in Griechenland und der Schweiz Afghanistan, in Belgien Palästina und in Irland Nigeria.

Deutschland war für Asylsuchende aus Syrien, Afghanistan, der Türkei und dem Irak der wichtigste Zielstaat. Spanien war für Staatsangehörige Venezuelas und Kolumbiens der EU-/EFTA-Staat, wo am öftesten Schutzansuchen eingebracht wurden. Personen aus Bangladesch, Peru, Ägypten, Pakistan und Marokko suchten am häufigsten in Italien um Asyl an. UkrainerInnen stellten die meisten Asylanträge in Frankreich.

Asylsuchende nach Geschlecht und Alter

Im ersten Halbjahr 2024 waren 32 Prozent aller Personen, die in den EU- und EFTA-Staaten einen Asylantrag gestellt haben, weiblich.

Ein Viertel der AsylwerberInnen war minderjährig.

Asylanträge und vorübergehender Schutz

Personen, die infolge des im Februar 2022 begonnenen Angriffskriegs Russlands aus der Ukraine geflüchtet sind, können in den EU- und EFTA-Staaten vorübergehenden Schutz erhalten, ohne einen Asylantrag stellen zu müssen.

Die hier angegebenen Daten beziehen sich auf die Zahl der Entscheidungen, in denen vorübergehender Schutz gewährt wurde. Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass es durch die Weiterreise von Geflüchteten in andere Staaten zu Doppel- und Mehrfachzählungen kommt. Andere Personen wiederum sind mittlerweile in die Ukraine zurückgekehrt.

2024 wurde bis Ende Juni in den EU- und EFTA-Staaten 367.220-mal vorübergehender Schutz gewährt, Erstasylanträge wurden 479.460 gestellt.

Deutschland hatte in der ersten Jahreshälfte 2024 sowohl die meisten Asylanträge wie auch die meisten Gewährungen von vorübergehendem Schutz aufzuweisen. In Polen und Tschechien gab es zwar nur wenige Asylansuchen, jedoch wurde einer bedeutenden Zahl an aus der Ukraine geflüchteten Personen vorübergehender Schutz gewährt. Frankreich und Griechenland verzeichneten im Vergleich zu den Asylanträgen nur wenige Gewährungen von vorübergehendem Schutz.

Anmerkungen

Die angegebenen Zahlen zu den Asylanträgen beziehen sich auf alle gestellten Asylanträge (im Data-Browser von Eurostat werden hingegen in der Standardansicht die Anträge von Personen aus Nicht-EU-Staaten angezeigt).

Nach dem Brexit sind für das Vereinigte Königreich bei Eurostat seit 2020 keine Daten mehr verfügbar. In diesem Artikel sind alle Angaben zu Asylanträgen in der EU insgesamt ohne das Vereinigte Königreich – auch für die Zeit, als es noch Teil der EU war.

In den Asylstatistiken von Eurostat sind alle angegebenen Werte auf Vielfache von 5 gerundet.

Die bisherigen Jahreswerte für 2024 wurden aus der Summe der Monatsdaten berechnet. Sie können durch die Rundungen in den Monatswerten um ±12 von den tatsächlichen Werten abweichen.

Da bei Berechnungen mit gerundeten Daten insbesondere bei kleinen Werten größere Ungenauigkeiten entstehen können, wurden bei einigen Grafiken Staaten mit geringer Bevölkerungsgröße (Liechtenstein) nicht berücksichtigt.

Die Daten auf der Eurostat-Webseite werden laufend aktualisiert. Es ist daher möglich, dass die in den Grafiken verwendeten Zahlen (abgerufen am 12.10.2024) von den aktuell bei Eurostat angegebenen Werten geringfügig abweichen.

Datenquellen Eurostat: