Resettlement (über UNHCR) 2020

Vorbemerkungen

Unter „Resettlement“ versteht man die dauerhafte Neuansiedlung besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge in einem Drittstaat, der ihnen vollen Flüchtlingsschutz gewährt und die Möglichkeit zur Integration im Land bietet.

Alle in den folgenden Grafiken angegebenen Zahlen beziehen sich nur auf Personen, die über UNHCR umgesiedelt wurden, und die auch bereits tatsächlich im Aufnahmestaat angekommen sind. Flüchtlinge, die über andere staatliche oder private Resettlementprogramme aufgenommen wurden, sind nicht enthalten (insbesondere Kanada und Australien verfügen über Aufnahmeprogramme, an deren Abwicklung UNHCR nicht beteiligt ist).

Resettlement erfolgt nicht direkt aus dem Herkunftsland, sondern über einen Erstaufnahmestaat, in dem die Flüchtlinge zunächst Schutz gefunden haben. Meist sind dies Nachbarstaaten von Konfliktregionen. Hier werden die betreffenden Personen von UNHCR ausgewählt und einem Aufnahmestaat vorgeschlagen. Die endgültige Entscheidung, ob es zu einem Resettlement kommt, trifft (oft nach weiteren Prüfungen) der jeweilige Aufnahmestaat.

Umgesiedelte Personen gesamt

2020 wurden lediglich 22.770 Flüchtlinge über UNHCR in verschiedene Aufnahmestaaten umgesiedelt. Im Vorjahr waren es noch 63.726 Personen gewesen. Damit ist 2020 das Jahr mit den wenigsten Resettlement-Aufnahmen seit 2003 (in der UNHCR-Datenbank sind Daten erst ab diesem Zeitpunkt verfügbar). Die meisten Flüchtlingsneuansiedelungen gab es mit mehr als 126.000 im Jahr 2016.

Grafik: Über Resettlement pro Jahr umgesiedelte Personen seit 2003

Bereits zu Jahresbeginn lag die Zahl der Resettlement-Aufnahmen deutlich unter dem Monatsdurchschnitt des Vorjahres. Durch die Covid-19-Pandemie kamen dann ab April die Neuansiedelungen fast vollständig zum Erliegen. Viele der potentiellen Aufnahmestaaten erließen vorübergehende Einreisebeschränkungen bzw. -verbote. Auch UNHCR und IOM erklärten im März 2020, die Umsiedelung von Flüchtlingen vorerst auszusetzen. Die Wiederaufnahme wurde von den beiden Organisationen im Juni verkündet, wobei es jedoch bis August dauerte, bis wieder eine größere Zahl von Schutzbedürften umgesiedelt werden konnte. Die Zahl der monatlichen Neuansiedelungen blieb allerdings bis zum Jahresende weiterhin relativ gering.

Grafik: Über Resettlement 2020 pro Monat umgesiedelte Flüchtlinge

Anmerkung: Die monatlichen Daten wurden aus der Differenz der in den monatlichen Resettlement-Factsheets angegebenen Gesamtzahlen der bis zu diesem Zeitpunkt umgesiedelten Personen berechnet.

Aufnahmestaaten

Insgesamt 22 Staaten haben 2020 Resettlement-Flüchtlinge über UNHCR aufgenommen, die meisten davon die Vereinigten Staaten, Schweden und Kanada.

Grafik: Über Resettlement 2020 umgesiedelte Flüchtlinge nach Aufnahmestaaten

Der Großteil der Flüchtlingsneuansiedelungen erfolgte bis 2016 durch die USA. Unter der Präsidentschaft von Donald Trump wurden die Resettlement-Kontingente jedoch drastisch eingeschränkt. Der Anteil der europäischen Staaten an den gesamten Umsiedelungen stieg 2017 erstmals auf über 40% an (was aber vor allem auf den Rückgang der Aufnahmen durch die USA bedingt war). 2020 wurden 49% der Flüchtlinge von EU-/EFTA-Staaten bzw. dem Vereinigten Königreich aufgenommen, 30% von den USA, 15% von Kanada und 6% von allen restlichen Staaten.

Grafik: Entwicklung Anteil an weltweitem Resettlement USA, Kanada, EU/EFTA-Staaten

Die Vereinigten Staaten sind zwar nach wie vor der Staat, welcher die meisten Flüchtlinge über UNHCR aufnimmt. Während allerdings 2016 noch 78.761 Personen eine neue Heimat in den USA gewährt wurde, waren es 2019 21.159, 2020 gar nur mehr 6.740. Der neue Präsident John Biden hat angekündigt, das Resettlement-Kontingent wieder deutlich zu erhöhen.

Grafik: USA - Über Resettlement seit 2010 pro Jahr aufgenommene Flüchtlinge

Die europäischen Staaten erreichten 2019 mit 29.066 aufgenommenen Flüchtlingen einen bisherigen Höchstwert. 2020 sank die Zahl der Personen, denen eine Neuansiedelung in Europa ermöglicht wurde, auf 11.126. Davon entfielen 8.290 auf die EU-Staaten, 2.836 auf das Vereinigte Königreich, Norwegen und die Schweiz.

Grafik: EU/EFTA/UK - Über Resettlement seit 2010 pro Jahr aufgenommene Flüchtlinge

Schweden war 2020 mit Abstand der europäische Staat mit den meisten Resettlement-Aufnahmen, gefolgt von Norwegen. Starke Rückgange der Neuansiedelungen gegenüber dem Vorjahr gab es etwa in Deutschland, Frankreich, im Vereinigten Königreich und den Niederlanden. Dänemark hat erstmals seit 2016 wieder eine geringe Zahl an Flüchtlingen aufgenommen. Nur 13 der 27 EU-Mitgliedsstaaten haben sich 2020 am Resettlement beteiligt.

Grafik: Entwicklung Resettlement nach Aufnahmestaaten

Herkunftsstaaten

„Herkunftsstaat“ bezieht sich auf die Staatsangehörigkeit der umgesiedelten Flüchtlinge, nicht auf den Staat, aus dem das Resettlement tatsächlich stattgefunden hat. In der UNHCR-Datenbank ist nur eine Abfrage nach zehn ausgewählten Herkunftsstaaten (Afghanistan, Bhutan, DR Kongo, Eritrea, Iran, Irak, Myanmar, Somalia, Sudan und Syrien) möglich.

Die meisten der 2020 umgesiedelten Flüchtlinge waren Staatsangehörige Syriens.

Grafik: Über Resettlement 2020 umgesiedelte Flüchtlinge nach Herkunftsstaaten

2020 waren die Neuansiedelungen für Personen aus allen Herkunftsstaaten deutlich geringer als im Vorjahr. 2016 fanden noch 47.930 SyrerInnen durch Resettlement eine neue Heimat, 2020 waren es 9.377. Die Zahl der umgesiedelten Personen aus Myanmar, dem Irak und Somalia ist in den letzten Jahren besonders stark gesunken. Eine Zunahme gab es bis 2019 bei den Neuansiedelungen von Staatsangehörigen der Demokratischen Republik Kongo, 2020 allerdings ebenfalls einen markanten Rückgang. Das Resettlement von Personen aus Bhutan, die in den 1990er-Jahren nach Nepal geflüchtet waren, ist hingegen weitgehend abgeschlossen.

Grafik: Entwicklung Resettlement nach Herkunftsstaaten

Die USA hat 2019 und 2020 insbesondere Flüchtlinge aus der Demokratischen Republik Kongo und Myanmar aufgenommen, für Kanada und die europäischen Staaten bildeten syrische Staatsangehörige die größte Gruppe unter den umgesiedelten Personen.

Grafik: Aus welchen Herkunftsstaaten 2020 Flüchtlinge aufgenommen wurden (nach Aufnahmestaat)

Umgesiedelte Personen nach Erstaufnahmestaaten

Erstaufnahmestaaten bezeichnet hier jene Staaten, in denen Personen nach ihrer Flucht zunächst Schutz gefunden haben und in denen für sie über UNHCR die dauerhafte Umsiedelung in einen Aufnahmestaat beantragt wurde.

Die meisten Flüchtlinge wurden 2020 aus dem Libanon und der Türkei umgesiedelt.

Grafik: Über Resettlement 2020 umgesiedelte Flüchtlinge nach Erstaufnahmestaaten
Grafik: Entwicklung Resettlement nach Erstaufnahmestaaten

Resettlement aus Tansania, Ruanda, Thailand und Malaysia erfolgte großteils in die USA. Die Neuansiedelungen aus dem Libanon, der Türkei, Jordanien und Ägypten verteilten sich auf mehrere Hauptaufnahmestaaten. Die meisten Aufnahmen aus dem Libanon gab es durch Kanada, aus der Türkei durch Deutschland, aus Jordanien durch Norwegen.

Grafik: Wohin Flüchtlinge aus Erstaufnahmestaaten 2020 umgesiedelt wurden

Resettlement aus Libyen und Niger

Aufgrund der prekären humanitären Situation in Libyen wurden seit Ende 2017 Personen, die für ein Resettlement in Frage kommen, nach Niger evakuiert. 2020 wurden aus Niger 554 Flüchtlinge umgesiedelt, 321 direkt aus Libyen. Wichtigste Aufnahmestaaten waren Schweden, Norwegen und Kanada.

Grafik: Resettlement aus Libyen und Niger

Anmerkungen

Die verwendeten Daten wurden am 25.1.2021 von der UNHCR-Resettlement-Website abgerufen.

Links zu den Datenquellen: