Resettlement über UNHCR 2023

Unter „Resettlement“ versteht man die organisierte und dauerhafte Neuansiedlung besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge in einem Drittstaat, der ihnen vollen Flüchtlingsschutz gewährt und die Möglichkeit zur Integration im Land bietet.

2023 waren weltweit insgesamt 158.591 Personen umgesiedelt worden, etwa 60 Prozent davon über UNHCR. Insbesondere Kanada und Australien verfügen über Programme, bei denen Flüchtlinge ohne Beteiligung von UNHCR aufgenommen werden.

Alle in den folgenden Grafiken angegebenen Zahlen beziehen sich jedoch nur auf Personen, die über UNHCR umgesiedelt wurden, und die auch bereits tatsächlich im Aufnahmestaat angekommen sind. Flüchtlinge, die über staatliche oder private Resettlementprogramme aufgenommen wurden, bei denen UNHCR nicht beteiligt war, sind in den Daten nicht enthalten.

2023 wurden 96.3111 Flüchtlinge über UNHCR in verschiedenen Aufnahmestaaten neu angesiedelt. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (58.457 Resettlements) und der zweithöchste Wert nach 2016 (126.291 Aufnahmen).

Ein Resettlement benötigt hätten 2023 allerdings nach Schätzung von UNHCR zwei Millionen Personen (UNHCR Projected Global Resettlement Needs 2023, S.13).

26 Staaten haben 2023 Resettlement-Flüchtlinge über UNHCR aufgenommen, die mit Abstand am meisten davon die USA.

Bezogen auf die Bevölkerungsgröße haben 2023 Norwegen, Kanada, Neuseeland und Finnland den meisten Flüchtlingen eine neue Heimat geboten.

64 Prozent der Neuansiedelungen entfielen 2023 auf die USA, 14 Prozent auf Kanada und 6 Prozent auf Australien und Neuseeland. Europäische Staaten waren nur mehr für 16 Prozent der Aufnahmen verantwortlich (2021 lag der Anteil noch über 50 Prozent).

In den USA waren unter der Präsidentschaft von Donald Trump (2017-2020) die Resettlement-Kontingente drastisch gesenkt worden. Aber auch in den ersten beiden Jahren unter Präsident John Biden (seit 2021) bliebt die Zahl der Neuansiedelungen gering. 2023 stiegen die Aufnahmen durch die USA nun aber wieder deutlich an: im Laufe des Jahres wurden in etwa gleich viele Flüchtlinge aufgenommen wie in den Jahren von 2019 bis 2022 zusammen.

Kanada verzeichnete gegenüber dem Vorjahr eine erneute Zunahme an Resettlement-Aufnahmen über UNHCR. Nur 2016 gab es mehr Aufnahmen als 2023.

Australien hat 2023 mehr Schutzbedürftige neu angesiedelt als in den Jahren von 2017 bis 2022, allerdings weniger als im Zeitraum von 2005 bis 2016. In Neuseeland wurde ein neuer Höchstwert an Resettlement-Aufnahmen erreicht.

Von den EU-Staaten wurden 2023 12.567 Flüchtlinge neu angesiedelt, das sind 4.128 weniger als im Vorjahr.

Europäische nicht-EU-Staaten (Norwegen, das Vereinigte Königreich, die Schweiz und Island) haben 3.162 Flüchtlingen ein Resettlement gewährt. 2022 waren es noch 4.650.

Deutschland war 2023 der europäische Staat mit den meisten Aufnahmen, gefolgt von Frankreich, Norwegen und Finnland. Von den 27 EU-Staaten haben 15 Schutzbedürftige über UNHCR aufgenommen.

In Deutschland und Spanien blieb die Zahl der Neuansiedelungen in etwa gleich hoch wie im Vorjahr. Finnland konnte eine Steigerung vorweisen, Rückgänge gab es unter anderem bei den Aufnahmezahlen von Frankreich, Norwegen, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich, der Schweiz und insbesondere von Schweden.

Schweden war viele Jahre lang einer der wichtigsten Aufnahmestaaten für Resettlement-Flüchtlinge. Ende 2022 kündigte jedoch die neue rechtsgerichtete Regierung an, das Aufnahmekontingent von 5.000 Personen auf 900 zu senken. Tatsächlich neu angesiedelt wurden 2023 dann allerdings lediglich 497 Personen.

Das Vereinigte Königreich war von 2016 bis 2019 der europäische Staat mit den meisten Resettlement-Aufnahmen über UNHCR. Seit 2020 wurde aber nur mehr einer relativ geringen Zahl an Flüchtlingen ein Resettlement gewährt.

2023 wurden über Resettlement insbesondere Schutzbedürftige aus Syrien und der Demokratischen Republik Kongo aufgenommen (59 Prozent aller umgesiedelten Flüchtlinge kamen aus diesen beiden Staaten).

Die Zahl der Umsiedelungen von Flüchtlingen aus der DR Kongo und Afghanistan war 2023 höher als in allen Jahren zuvor. Auch bei den Aufnahmen von Personen aus Syrien und Myanmar gab es deutliche Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr.

2023 wurden die meisten Flüchtlinge aus den Erstaufnahmestaaten Türkei, Jordanien, Libanon, Tansania, Ruanda und Malaysia umgesiedelt.

In den Vereinigten Staaten bildeten 2023 aus der Demokratischen Republik Kongo, Syrien und Myanmar stammende Flüchtlinge die größten Gruppen unter den über Resettlement aufgenommenen Personen. In Kanada, Deutschland, Frankreich, Norwegen, Neuseeland und Spanien lag der Schwerpunkt auf der Neuansiedelung von Menschen aus Syrien. Afghanistan war der Hauptherkunftsstaat bei Resettlement-Aufnahmen in Australien und Finnland.

Für Geflüchtete aus allen Hauptherkunftsstaaten waren die USA der wichtigste Aufnahmestaat.

Syrische Flüchtlinge wurden vor allem aus Jordanien, dem Libanon und der Türkei umgesiedelt, aus der Demokratischen Republik Kongo stammende Schutzbedürftige aus Tansania und Burundi. Bei Personen aus Myanmar fand das Resettlement meist aus Malaysia, bei AfghanInnen und IrakerInnen aus der Türkei statt. Flüchtlinge aus dem Sudan wurden oft von Ägypten aus umgesiedelt, solche aus Somalia von Kenia und aus Eritrea kommende aus Äthiopien.

Abgesehen vom Libanon, aus dem Kanada die meisten Umsiedelungen durchgeführt hat, war bei allen anderen wichtigen Erstaufnahmestaaten die USA der Staat, der für die größte Zahl an Resettlement-Aufnahmen verantwortlich war.

Aus der Türkei, Jordanien, dem Libanon und Ägypten wurden vor allem syrische Flüchtlinge umgesiedelt, aus Tansania, Ruanda, Burundi und Uganda großteils solche aus der Demokratischen Republik Kongo und aus Malaysia aus Myanmar stammende Flüchtlinge.