Vorbemerkungen
Unter „Resettlement“ versteht man die organisierte und dauerhafte Neuansiedlung besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge in einem Drittstaat, der ihnen vollen Flüchtlingsschutz gewährt und die Möglichkeit zur Integration im Land bietet.
Alle in den folgenden Grafiken angegebenen Zahlen beziehen sich nur auf Personen, die mit Unterstützung von UNHCR umgesiedelt wurden, und die auch bereits tatsächlich im Aufnahmestaat angekommen sind. Flüchtlinge, die über staatliche oder private Resettlementprogramme aufgenommen wurden, bei denen UNHCR nicht beteiligt war, sind in den Daten nicht enthalten.
Resettlement erfolgt nicht direkt aus dem Herkunftsland, sondern über einen Erstaufnahmestaat, in dem die Flüchtlinge zunächst Schutz gefunden haben. Meist sind dies Nachbarstaaten von Konfliktregionen. Hier werden die betreffenden Personen von UNHCR ausgewählt und einem Aufnahmestaat vorgeschlagen. Die endgültige Entscheidung, ob es zu einem Resettlement kommt, trifft (oft nach weiteren Prüfungen) der jeweilige Aufnahmestaat.
2023 erfolgten etwa 40 Prozent aller weltweiten Resettlement-Aufnahmen ohne Beteiligung von UNHCR, der Großteil davon durch Kanada, die USA und Australien (siehe dazu ⇒ Resettlement 2023).
Umgesiedelte Personen gesamt
2024 wurden 116.528 Flüchtlinge mit Unterstützung von UNHCR in verschiedenen Aufnahmestaaten neu angesiedelt. Das ist nach 2016 die zweithöchste Zahl an Resettlement-Aufnahmen in den letzten 20 Jahren.
Nach Schätzung von UNHCR hätten allerdings in diesem Jahr etwa 2,4 Millionen Personen ein Resettlement benötigt (UNHCR Projected Global Resettlement Needs 2024, S.6).
Aufnahmestaaten
21 Staaten haben 2024 Resettlement-Flüchtlinge über UNHCR aufgenommen, die mit Abstand meisten davon die USA.
Bezogen auf die Bevölkerungsgröße haben 2024 Kanada, Neuseeland, Australien, Norwegen und die USA den meisten Flüchtlingen eine neue Heimat geboten.
Mehr als zwei Drittel aller UNHCR-unterstützten Neuansiedelungen entfielen 2024 auf die USA, je 12 Prozent auf alle europäischen Staaten zusammen und Kanada und 7 Prozent auf Australien und Neuseeland. 2021 lag der Anteil der europäischen Staaten noch bei über 50 Prozent.
In den USA gab es 2024 über 80.000 Aufnahmen von Flüchtlingen durch Resettlement über UNHCR. Das war der höchste Wert seit zumindest 2003 (vor diesem Jahr sind keine Daten verfügbar).
In Australien wurden deutlich mehr Resettlements als im Vorjahr verzeichnet, in Neuseeland sogar mehr als in allen Jahren zuvor. In Kanada waren es etwa gleich viele wie 2023.
Europäische Aufnahmestaaten
Von den EU-Staaten wurden 2024 10.914 Flüchtlinge neu angesiedelt. Das war – abgesehen von 2020 mit den durch die Covid-19-Pandemie bedingten Reisebeschränkungen – die geringste Zahl an Aufnahmen seit 2016.
Europäische nicht-EU-Staaten haben 3.226 Flüchtlingen ein Resettlement gewährt, etwas mehr als im vorangegangenen Jahr (3.162).
Der europäische Staat mit den meisten Resettlement-Aufnahmen war auch 2024 wieder Deutschland (wie auch bereits von 2021 bis 2023). Nur 15 Staaten in Europa (12 EU-Staaten, dazu das Vereinigte Königreich, Norwegen und Island) haben Schutzbedürftige über UNHCR aufgenommen.
Deutschland hat in den letzten vier Jahren zwischen 4.705 (2024) und 5.363 (2021) Schutzbedürftigen eine Neuansiedelung gewährt.
Im Vereinigten Königreich und in Schweden stieg die Zahl der Aufnahmen zwar gegenüber dem Vorjahr, blieb aber in beiden Staaten unter den Werten früherer Jahre.
Die Schweiz hat ihr Resettlement-Programm ausgesetzt und 2024 keine Flüchtlinge aufgenommen.
Österreich hat sich seit 2018 nicht mehr am Resettlement von Schutzbedürftigen beteiligt. Von 2013 bis 2017 hatte Österreich insgesamt 1.375 Flüchtlinge über UNHCR aufgenommen. 1.323 davon waren syrische Staatsangehörige, die aus Jordanien, dem Libanon und der Türkei nach Österreich gebracht wurden.
Herkunftsstaaten
„Herkunftsstaat“ bezieht sich auf die Staatsangehörigkeit der umgesiedelten Schutzbedürftigen, nicht auf den Staat, aus dem das Resettlement tatsächlich stattgefunden hat.
Die Zahlen zu den Herkunftsstaaten der über Resettlement aufgenommenen Flüchtlinge in der UNHCR-Datenbank sind teilweise unvollständig. So scheinen für 2024 10.573 umgesiedelte Personen mit unbekannter Herkunft auf (wobei anzunehmen ist, dass es sich um fehlende Angaben in der Datenbank, und nicht um tatsächlich unbekannte Staatsangehörigkeiten handelt). Der Großteil davon betraf Resettlements aus lateinamerikanischen Staaten in die USA.
Die meisten Flüchtlinge, die 2024 über Resettlement aufgenommen wurden, waren Staatsangehörige der Demokratischen Republik Kongo und Syriens.
Im Vergleich zu 2023 stiegen vor allem die Umsiedlungen von venezolanischen Staatsangehörigen stark an (fast alle durch die USA). Mehr Resettlement-Aufnahmen gab es auch von Schutzbedürftigen aus Myanmar, Afghanistan und Somalia. Die Zahl der Neuansiedelungen von Personen aus der DR Kongo und Syrien ging hingegen zurück.
Umgesiedelte Personen nach Erstaufnahmestaaten
Als „Erstaufnahmestaaten“ (oder auch „Erstasylstaaten“) werden jene Staaten bezeichnet, in denen Personen nach ihrer Flucht zunächst Schutz gefunden haben, in denen für sie über UNHCR die dauerhafte Umsiedelung beantragt wurde, und aus denen das Resettlement in einen Aufnahmestaat dann tatsächlich stattgefunden hat.
2024 wurden die meisten Flüchtlinge aus den Erstaufnahmestaaten Türkei, Kolumbien, Jordanien, Malaysia, Tansania und Libanon umgesiedelt.
2024 waren mehr Resettlement-Aufnahmen aus Kolumbien, Äthiopien, Kenia und Ecuador als im Vorjahr zu beobachten.
Wer wurde wohin umgesiedelt?
In den Vereinigten Staaten bildeten 2024 aus der Demokratischen Republik Kongo, Venezuela, Syrien und Myanmar stammende Flüchtlinge die größten Gruppen unter den über Resettlement aufgenommenen Personen. In Kanada, Deutschland, Frankreich, Neuseeland und Norwegen bildeten Schutzbedürftige aus Syrien die Mehrheit. In Australien und dem Vereinigten Königreich war Afghanistan der Hauptherkunftsstaat bei Resettlement-Aufnahmen, in Schweden die DR Kongo.
Umsiedelungen in die USA erfolgten oft aus den Erstaufnahmestaaten Kolumbien, Tansania, Malaysia, Guatemala und Äthiopien, aber auch aus verschiedenen anderen Staaten. In Kanada war der Libanon der Erstaufnahmestaat, aus dem die meisten Resettlements durchgeführt wurden, in Australien, Deutschland, Frankreich, Norwegen die Türkei, im Vereinigten Königreich Pakistan, in Neuseeland Jordanien und in Schweden Tansania.
Für Flüchtlinge aus allen Hauptherkunftsstaaten waren die USA der wichtigste Aufnahmestaat.
Aus der Demokratischen Republik Kongo stammende Schutzbedürftige wurden am öftesten aus Tansania umgesiedelt, syrische und afghanische Flüchtlinge aus der Türkei. Bei VenezolanerInnen war der Erstaufnahmestaat, aus dem die größte Zahl an Resettlements erfolgte, Kolumbien, bei Personen aus Myanmar Malaysia, bei somalischen und eritreischen Staatsangehörigen Äthiopien, bei nicaraguanischen Costa Rica und bei sudanesischen der Tschad.
Die Vereinigten Staaten waren für die größte Zahl an Resettlement-Aufnahmen aus allen wichtigen Erstaufnahmestaaten verantwortlich.
Aus der Türkei, Jordanien und dem Libanon wurden vor allem syrische Flüchtlinge umgesiedelt, aus Kolumbien großteils Personen aus Venezuela, aus Malaysia vor allem aus Myanmar stammende Flüchtlinge, aus Tansania und Ruanda meist solche aus der Demokratischen Republik Kongo und aus Äthiopien Schutzbedürftige aus Somalia. Bei den aus Guatemala aufgenommenen Flüchtlinge fehlen in vielen Fällen Angaben zu ihrer Staatsangehörigkeit.
Anmerkungen
Die Daten wurden am 3.3.2025 von der Webseite „UNHCR Refugee Data Finder“ abgerufen. Verwendet wurde der Datensatz „UNHCR-assisted refugee resettlement departures“ in der Datensatzgruppe „Solutions“.